Optimale Bildschirmzeit: Empfehlungen und Hintergrundinformationen
Zunächst muss man feststellen, dass Jugendliche im Schnitt oft deutlich zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen. Vor allem Smartphones mit ihrer permanenten Erreichbarkeit bewirken, dass junge Menschen große Teile ihrer Freizeit in der virtuellen Welt verbringen.
Wir folgen hier medienpädagogischen Empfehlungen, die sich auf einer Vielzahl von beratenden Plattformen und in Fachpublikationen finden. Es ist uns bewusst, dass die Umsetzung dieser Richtlinien im Familienalltag eine große Herausforderung darstellen kann und oft nicht einfach zu realisieren ist. Sie dienen als Orientierungshilfe und Gesprächsgrundlage.
Empfehlungen zur Bildschirmzeit (für alle Medien!) nach Alter
- Für Kinder bis 5 Jahre:
- Empfehlung: Maximal 30 Minuten täglich
- Hintergrund: In diesem Alter entwickeln sich grundlegende Fähigkeiten durch interaktive Aktivitäten außerhalb digitaler Medien. Begrenzte Bildschirmzeit fördert eine vielseitige Entwicklung.
- Für Kinder bis 9 Jahre:
- Empfehlung: Maximal 60 Minuten täglich
- Hintergrund: Kinder sollten ihre Zeit mit verschiedenen Aktivitäten verbringen, um kognitive und soziale Fähigkeiten zu stärken. Begrenzte Bildschirmzeit fördert aktive Teilnahme in der realen Welt.
- Für ältere Jugendliche:
- Empfehlung: Wöchentliches Medienbudget für die Gesamtnutzungszeit
- Hintergrund: Ältere Jugendliche haben oft verschiedene digitale Aktivitäten. Ein wöchentliches Budget ermöglicht es, die Zeit effektiv zu planen und sinnvoll zu nutzen.
- Zeitkontingent-Empfehlungen (Faustregeln):
- Orientierung A: Täglich 10 Minuten pro Lebensjahr
- Orientierung B: Wöchentlich 1 Stunde pro Lebensjahr
- Hintergrund: Diese Richtlinien bieten eine flexible, altersgerechte Steuerung der Bildschirmzeit und unterstützen gleichzeitig die Verantwortungsübernahme.
Pausen und Schlaf: Wichtige Regeln für den Alltag
- Zwischen Hausaufgaben und digitalen Spielen:
- Es sollten mindestens 30 Minuten Pause zwischen Hausaufgaben und digitalen Spielen sowie vor dem Schlafengehen liegen.
- Hintergrund: Digitale Aktivitäten können das Gehirn stimulieren und die Aufnahme neuer Informationen beeinträchtigen. Eine Pause bietet eine wichtige Auszeit von Bildschirmreizen und fördert eine bewusste Trennung vom digitalen Raum.
- Vorbereitung auf das Schlafengehen:
- Auch direkt vor dem Schlafengehen sollten Kinder und Jugendliche sich nicht mit digitalen Medien beschäftigen.
- Hintergrund: Eine gezielte Pause vor dem Schlafengehen ermöglicht es dem Körper, sich zu entspannen und auf den Schlaf vorzubereiten. Das helle Licht von Bildschirmen hemmt die Produktion von Melatonin, dem Hormon, das die innere Uhr steuert und das Einschlafen fördert. Dazu gibt es eine Reihe an Studien, die dieses Phänomen bestätigen. Übrigens: Der Mensch lernt im Schlaf.
Smartphones und zeitliche Kontrolle
Smartphones erschweren die zeitliche Kontrolle erheblich, ebenso wie alle digitalen Systeme, die sich im Kinderzimmer befinden. Ein besonders wertvoller Tipp ist daher:
- Sammeln Sie abends das Smartphone ein.
- Das hat mehrere Gründe: Zum einen verschlechtert nachweislich ein Blick auf das Smartphone vor dem Einschlafen die Qualität des Schlafs. Zum anderen bleiben Jugendliche oft deutlich länger wach, wenn sie die Möglichkeit haben, mit Freunden zu kommunizieren oder zu “zocken”.
Wichtiger Hinweis zum Umgang mit Empfehlungen:
Diese Empfehlungen dienen als wertvolle Orientierungspunkte. Wir wissen, dass die praktische Umsetzung im Familienalltag eine Herausforderung sein kann. Das Wichtigste ist, das Thema altersgerecht und regelmäßig im Dialog mit Ihren Kindern zu besprechen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden.
Thomas Graschtat – Jugendmenschutzberater